Glühweinwanderung 2010
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13. geführte Glühweinwanderung

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Früherer Grenzverlauf der Gemeinden Grevenhausen und St. Lambrecht um 1840
Führung: Günther Greb, Gerald Lehmann und Gerhard Senftleben
Sonntag, 24. Januar 2010 , 11:00 Uhr,
Treffpunkt: Kläranlage am Ende der Wiesenstraße
Schlussrast mit Bewirtung und Aufwärmfeuer Tennisclub Beerental,
Wegstrecke: ca. 3 km

War man sich über die Weide in den Gemarkungen verhältnismäßig einig, traf das für den Grenzverlauf der beiden Gemarkungen keinesfalls zu. Bildete die Grenze in alter Zeit der Speyerbach, verstand es Kurpfalz-Heidelberg für St.Lambrecht unter Nutzung von historischen Rechten, seine Besitzgrenzen gegenüber dem Dorf Grevenhausen unter dem Fürstbistum Speyer auszubauen. Die Renovationskarte von 1750 (im Ratssaal / Zunfthaus) zeigt auf einen Blick, wie weit hier bereits der Grevenhausener Bann von Gütern "eingekreist" war, die nach Heidelberger Auffassung zu Kurpfalz gehörten. Nicht nur, dass die Banngrenze ab Kupferhammer bis zu den Stadtwerken an die Landstraße vorgeschoben ist und bachaufwärts sowohl die "Klostergärten" als auch ein links der Landstraße (heutige Bergstraße) gelegenes Stück beansprucht werden. An der Pankratiuskapelle (alte Apotheke Schellbach) wird der gesamte Nordhang bis zur Luhrbach und talauswärts rechts und links des Matzenthaler Weges bis zur Kirschbaumschleif als kurpfälzisch erklärt (um die VG-Verwaltung entlang der Spielplatzes/Parks zur Treppe/Tunnel hinter den Stadtwerken), wahrscheinlich mit dem Hintergrund der endgültigen territorialen Sicherung der wichtigen Trockenrechte auf dem Sommerberg. Unter französischer Verwaltung schaffte es Grevenhausen, die Gewannen Bildacker und Sommerberg zum Grevenhausener Bann registrieren zu lassen.

Ein Lambrechter Vorstoß 1828 in Richtung der alten "Grenzbereinigung" hatte, wie der Grundsteuerkatasterplan zeigt, bereits wieder die "Heidelberger Grenze" durchgedrückt. Sie lief entlang der kleinen Stichgasse gegen¬über der alten Apotheke Schellbach bis zur Hirschgasse, von da gegen die Luhrbach, zog dann am "Bildacker" (Haus Welker) die nördliche Hangseite hoch und an der Kulturgrenze entlang bis zur Birnbaumschleif, von da abwärts zur Landstraße (s.o.) und bis vor den Kupferhammer, um dort auf die alte Grenze der Dörfer am Speyerbach zu treffen.

Dem kuriosen Grenzverlauf in der Nordwestecke der beiden Gemarkungen, der Gewanne "Fuchsenacker" ist es zu verdanken, dass aus der Aufstellung des Grundsteuerkatasters der Anstoß zur Wiedervereinigung der jahrhundertelang getrennten Gemeindeteile erwuchs.

Der Fuchsenacker zieht auf der Nordseite des Tales von der Kuhbrücke gegen die Gemarkungsgrenze und zählte von alters her zu St. Lambrecht und bildete eine mitten im Grevenhausener Bann gelegene Enklave, die den bayerischen Vorschriften nicht vorgesehen war.

Im Herbst 1838 bekam die Kataster Liquidations Kommission Anweisung, wie das geographische Arrondierungsprinzip gesetz¬konform verwirklicht werden soll. Die getrennte Gemarkungsführung war aufgegeben und die beiden Orte zu einer einheitlichen Steuergemeinde St. Lambrecht - Grevenhausen zusammengefasst worden. Dazu hatte man die bisherige gesonderte Plan-Nummerierung von Grevenhausen insoweit berichtigt, als sie an die letzte Plan Nummer von Lambrecht (1734) angefügt wurde. Diese Tatsache ist heute noch in den amtlichen Flurkarten nachzuvollziehen (www.geoportal.rlp.de).

Beispielsweise folgt von der Kuhbrücke aus die Zifferngrenze dem alten Speyerbach Bett, um an der Walter Rathenau Straße (Schunken) zur B 39 hochzuspringen, Hier verläuft sie auf der Südseite bis zum Tal Cafe, zieht von da aus hinter den Häusern der Kirchstraße zum prot. Kindergarten und über die Friedrich Ebert Brücke die Schulstraße hoch, überquert schräg die Hauptstraße und biegt in das kleine Gässchen vor dem „Hause Brenk“ ein.

Ein anderer Fall ist die Ernst-¬Schäfer Siedlung, erbaut auf einem über die von der Beerentalstraße gebildeten alten Grenze in den ehemaligen Grevenhausener Bann am Schorlenberg hineinragenden Zipfel: Auf der rechten Straßenseite liegen die hohen FISt. Nrn der weitergeführten Grevenhausener Zählung, links die niedri¬gere der ursprünglichen und unveränder¬ten Lambrechter Bezifferung. Nur die Siedlung, begrenzt durch Schwimmbad Weg und Schorlenbergstraße, weist ebenfalls niedrige Nummern auf: ein deutliches Indiz für die Zugehörigkeit zum alten Lam¬brechter Bann.

Auffällig ist, dass bei den Katastervorarbeiten 1838 die Vereini¬gung der beiden Orte technisch bereits als eine feststehende Tatsache behandelt wird, obwohl der Zusammenschluss zu dem Doppelort erst 27. Juni 1839 amtlich verkündet worden war.

Mit diesem Vorgang waren auch gleichzeitig die leidigen ortsinternen Grenzprobleme auf elegante Art bereinigt wor¬den.

Der Bau der Pfälzischen Ludwigsbahn, 1846–53, durchtrennte die Gemarkungen und nahm 12 ha Fläche in den Gewannen Fuchsenäcker, Schleifäcker, Kreuzberg, Eichelberg, Sommerberg, Atzenthal und Loosäcker in Anspruch. Die alten, von der Bahnlinie durchschnit¬tenen Wirtschaftswege lassen sich auch heute noch unschwer rekonstruieren.

Die Flächengröße der beiden Gemarkungen sind letztmalig nach der Aufstellung des Grundsteuerkatasters mit dem Umschreibstand vom 26. Juni 1877 für die Steuergemeinde St. Lambrecht Grevenhausen greifbar: Grevenhausen 184 ha Lambrecht 643 ha

Quellen: Stadtchronik; alte Katasterpläne beim Vermessungs- und Katasteramt Neustadt/Weinstr.